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  • AutorenbildLajescha Dubler

Ich bin hier und alles ist jetzt…

... ist einer dieser Sätze, die für mich zum Mantra geworden sind. In meinem letzten Blog-Beitrag vor Jahresende möchte ich einige Gedanken mit euch teilen, die mich 2021 beschäftigt und geprägt haben.


„Ich bin hier und alles ist jetzt“.


Der Satz von der Auschwitz-Überlebenden Edith Eger geht mir in diesem Jahr immer wieder durch den Kopf. In einer Zeit, in der wir als Gesellschaft und vielleicht auch als Individuum von Unsicherheiten durchgeschüttelt werden, bekommen Erlebnisberichte wie die von Edith Eger eine völlig neue Dimension. Es liegt mir dabei fern, Parallelen zu ziehen zwischen dem, was wir im Moment erleben und was die Menschen im Zweiten Weltkrieg durchstehen mussten. Wenn eine 16jährige jeden Tag vor der Ungewissheit steht, ob sie heute in der Gaskammer landet oder tatsächlich in den Genuss einer Dusche kommt, dann sprengt das meinen Horizont in jeder Hinsicht. Doch wenn eine 16jährige aufgrund dieser Erfahrungen gelernt hat, jeden Moment im Hier und Jetzt zu leben, dann möchte ich zumindest versuchen, mir diese Wahrheit zu eigen zu machen:


„Ich bin hier und alles ist jetzt.“


Egal wie lange diese Pandemie noch dauert, egal wie lange wir noch auf gewisse Freiheiten verzichten müssen, egal wie dunkel oder aussichtlslos unsere persönlichen Umstände sein mögen, egal was morgen sein wird: Wenn ich lerne im Hier und Jetzt zu leben, werde ich Schönheit sehen und erfahren und dafür dankbar sein. Auch wenn sie vielleicht flüchtig ist: sie ist da.


„Alles hat seine Zeit“


Lachen hat seine Zeit, weinen hat seine Zeit. Sammeln hat seine Zeit, wegwerfen hat seine Zeit. Pflanzen hat seine Zeit, ausreissen hat seine Zeit….

Was ist deine Zeit?


Je länger ich lebe, desto mehr wird mir bewusst: Alles hat seine Zeit. Ich muss nicht gegen die schwierigen Zeiten ankämpfen. Ich darf Schmerz, Trauer, Ungewissheit und Unsicherheiten zulassen. Diese Empfindungen und Prozesse gehören zum Leben, auch wenn sie manchmal fast unaushaltbar sind. Ich bin sogar überzeugt, dass wir in diesen Zeiten mehr lernen als irgendwann sonst. Sie machen uns stark, widerstandsfähig und lehren uns mehr zu hoffen und zu lieben.


In allem drin weiss ich: es hat alles seine Zeit. Auch die schwierigen Zeiten gehen wieder vorüber. Auch die Pandemie. Auch das Eingeschränktsein. Auch das „auf Distanz leben“. Auch das „nicht wissen, was morgen ist.“ Wir werden uns wieder spontan in die Arme fallen. Wir werden wieder in kleinen und grossen Gruppen zusammenfinden und unbeschwert Gemeinschaft geniessen. Wir werden die Distanzen wieder überwinden und von Herzen lachen.


Aber die Zeit, die jetzt ist, die darf auch sein. Sie hat ihre Berechtigung und sie will uns etwas lehren. Meine eigene Zeit mit all ihren Herausforderungen und Ungewissheiten hat ihre Berechtigung. Sie will mich ganz persönlich etwas lehren.

Was ist deine Zeit?


Grenzenlos

Vor einer Woche habe ich mit meiner Freundin Rahel Studer einen Song veröffentlicht: „No Frontiers“ (keine Grenzen). Der Text von Jimmy MacCarthy spricht viele Themen an, die mich in diesem Jahr beschäftigt haben. Der Chorus ist es jedoch, der mich dabei am meisten berührt: „Heaven knows no frontiers.“ (Der Himmel kennt keine Grenzen)


Die vergangenen zwei Jahre haben sich selten „grenzenlos“ angefühlt. Wir sind als Gesellschaft an viele Grenzen gestossen und mussten immer wieder einen Schritt zurückweichen. Das fühlt sich einengend an und legt sich mit der Zeit wie eine graue, zähe Nebeldecke über alles.


Häufig übertragen wir äussere Grenzen und Einschränkungen auch auf unser Innenleben. Wir fühlen uns nicht mehr frei, sind bedrückt, verlieren Motivation und Perspektive. Schuld sind natürlich die äusseren Umstände.


Auch ich spüre dieses Wechselspiel zwischen Aussen und Innen. Als freiheitsliebender Mensch und eine Person, die immer wieder versucht, die eigenen Grenzen zu sprengen, hat mir die vergangene Zeit sehr zugesetzt. Doch ich sehe das Lernfeld, das sich darin auftut: dass „Freiheit“ letztendlich nicht von äusseren Umständen bestimmt wird, sondern eine tägliche Entscheidung ist, die ich treffen darf. Dass Einengung vor allem durch die Grenzen geschieht, die ich mir selbst setze - nicht durch das, was mir von aussen auferlegt wird. Wenn ich das verinnerliche, dann sehe ich plötzlich keine Grenzen mehr. Dann bekommen meine Schritte weiten Raum und ich spüre, dass ich auch inmitten aller äusseren Umstände frei sein darf/kann und sich die Nebeldecke auflöst.


Dankbar sein


„Gratitude makes sense of our past, brings peace for today, and creates a vision for tomorrow.“ (Melody Beattie)

„Dankbarkeit verleiht unserer Vergangenheit Sinn, bringt Frieden in das Heute und schafft eine Perspektive für das Morgen.“


Ich bin ein Meister im Gedanken wälzen, im sich Sorgen machen, im Dinge hinterfragen und Erklärungen für das Unerklärliche suchen oder im Strategien für das noch Unbekannte ausarbeiten.

Das Leben und gerade auch dieses Jahr führt mich immer wieder zurück auf das Wesentliche. Dankbarkeit ist ein grosser Teil davon.


Ich kann das Vergangene nicht ungeschehen machen und die Zukunft habe ich nicht im Griff. Aber wenn ich dankbar werde für das was ist und den Fokus abwende von dem, was nicht ist, dann macht mein Leben Sinn. Jeden Tag.


Ich finde es herausfordernd in einer dankbaren Haltung zu leben. Vor allem in der momentanen Zeit. Es ist einfacher rumzunörgeln und mich an dem aufzureiben, was gerade nicht stimmt oder fehlt. Aber letztendlich ist diese Haltung eine Sackgasse. Es fühlt sich wie ein Boxsack an, den ich unablässig bearbeite, aber der nie von der Stelle rückt. Es ist ein An-Die-Wand rennen, obwohl der Kopf schon lange brummt.


Ich habe mir letzte Woche vorgenommen, jeden Abend mit einem Dankbarkeits-Ritual zu beschliessen. Einfach laut auszusprechen, für was ich dankbar bin. Der Vorsatz hat gerade 2 Tage lang gehalten.


Ich bin kein Fan von Vorsätzen, aber ich nehme ihn mir trotzdem nochmals vor. Ich möchte dieses Jahr dankbar abschliessen, auch wenn es ganz viele Dinge gibt, die im Argen liegen. Ich möchte auf das schauen, was gut ist und das loslassen, was ich nicht ändern kann.


Ich bin dankbar für die Liebe, die mir täglich geschenkt wird. Für die unzähligen Begegnungen mit Menschen, die mein Leben reich und schön machen und meinen Horizont erweitern. Ich bin dankbar, dass ich ein Dach über dem Kopf und eine Arbeitsstelle habe. Dass ich alles habe, was ich brauche. Ich bin dankbar, dass ich lebe und mit dem, was ich bin und habe, Hoffnung und Liebe weitergeben kann.

Ich bin dankbar für euch, liebe Leser. Dass ihr meinen Gedanken folgt und sie ernst nehmt.


Ich wünsche euch von Herzen, dass ihr mit Dankbarkeit auf dieses Jahr zurückschauen könnt und mit Hoffnung in das Neue geht.


Von Herzen, Lajescha


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