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  • AutorenbildLajescha Dubler

Begegnung in Zeiten von Distanz

Creating connection in a period of great disconnection. (Brené Brown)

Oder: Meine Gedanken zur Abstimmung am Sonntag.



Ihr Lieben. Mich beschäftigt so vieles in diesen Tagen. Manchmal sind meine Gedanken und mein Herz übervoll und ich weiss gar nicht, wo ich mit Schreiben beginnen soll.

Ein Thema, das mich immer wieder bewegt, ist die Begegnung. Begegnung mit uns selbst und mit unserem Gegenüber. Beides empfinde ich im Moment als äusserst herausfordernd. Ich habe auch das Gefühl, dass wir “Begegnung” nach dieser langen Zeit von Social Distancing neu definieren müssen.

Wie soll man sich in einer Gesellschaft begegnen, die von so viel Distanz, Angst, Misstrauen, Einsamkeit, Kontroversen und Widersprüchen durchgeschüttelt worden ist?

Ich glaube es ist eine Illusion zu denken, dass Begegnung einfach wieder entsteht und so wird wie früher. Aber vielleicht ist das auch besser so. Ich teile zwar mit vielen den Wunsch, endlich zur Normalität zurückkehren zu können. Doch was ist “Normalität”? Mir wird zunehmend klarer, dass das “Vorher” in verschiedener Hinsicht schon lange nicht mehr normal war. Zum Beispiel wie wir das Miteinander verstehen und leben.


Für mich haben die letzten 1.5 Jahre vor allem die Mankos und blinden Stellen dieses Themas an die Oberfläche gebracht. Wie oft ist Begegnung doch getrübt von falschen Erwartungen, Misstrauen, Neid, ungesunden Abhängigkeiten, “es dem Anderen nicht gönnen”, Vergleich, Menschenfurcht, Skepsis.

Ich sehne mich nach Begegnung, die durchflutet ist von "den anderen stehenlassen", Ermutigung, dem Glauben, dass es genug für alle hat, der Fähigkeit Freude, aber auch Leid zu teilen, dem "Sein dürfen" ohne Maskerade, dem Mut, allem Menschlichen im Gegenüber vorurteilslos zu begegnen, ohne ihn für seinen Schmerz, seine Angst, Scham oder Unsicherheit zu verurteilen.

Und ja: letzten Endes hat es immer damit zu tun, wie wir uns selbst, unseren Bedürfnissen und tiefsten Nöten begegnen: mit Liebe, Achtung und Behutsamkeit oder mit Verdrängung, Selbstentwertung und Unbarmherzigkeit.


Wie bei so vielen Themen fängt es zuerst bei mir an – manchmal habe ich das Gefühl, dass ich mir umso mehr meiner Begegnungsunfähigkeit bewusstwerde, je mehr ich darauf achte. Gleichzeitig bin ich oft überwältigt, wie Türen aufgehen und sich Herzen öffnen, wenn ich als Ich dem anderen begegne und ihn als Du annehme, ohne ihn in ein weiteres Ich verwandeln zu wollen, das ich im Griff habe.

Ich glaube immer mehr zu erkennen, dass wahres Leben nur stattfinden und fliessen kann, wenn wir lernen, uns so zu begegnen.

Diese Art von Begegnung ist der Schlüssel dafür, dass wir innerlich heil werden, dass wir unsere eigenen Grenzen sprengen können und uns und andere zu Grossem freisetzen.


Ich bin überzeugt, dass das Leben so viel mehr bereithält, als wir uns und unserem Gegenüber zugestehen wollen. Deshalb ist mein Wunsch, dass wir inmitten all dieser gesellschaftlichen Spannungsfelder, Auseinandersetzungen und Unsicherheiten Begegnung neu definieren und dem anderen wieder mit offenem Herz begegnen können.

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